Forschungsgeschichte

Donnerstag, 7. April 2011

Von der Siedlungs- zur Umweltarchäologie

Ich nutze hier Google Ngram Viewer, um die Entwicklung der archäologischen Forschung von der Siedlungs- hin zur Umweltarchäologie zu analysieren, oder jedenfalls, um einen Beitrag dazu zu leisten.

Zunächst die deutschen Begriffe Siedlungs- und Landschaftsarchäologie (Umweltarchäologie bringt noch zu wenige Treffer, als dass Google Ngram Viewer eine Kurve zeigen würde):
Begriffe-deutsch
Siedlungsarchäologie ist hier klar der ältere Begriff, der sehr viel früher auftritt als das englische "Settlement Archaeology". Hier spielt die ältere, an ethnischen Interpretationen orientierte Siedlungsarchäologie Kossinnas eine wesentliche Rolle. Ein deutlicher Bedeutungszuwachs erlebt der Begriff in den 1970er Jahren, wohl nachdem Jankuhns "Einführung in die Siedlungsarchäologie" erschienen war. Erst seit den 1990er Jahren tritt die Landschaftsarchäologie hinzu.

Anders die Situation auf Englisch:
Google Ngram Viewer am 7.4.2011
Der Begriff der Landschaft spielt hier sehr viel früher eine Rolle, als in der deutschen Forschung. Der deutsche Begriff der Landschaftsarchäologie scheint - bei allen inhaltlichen Unterschieden - eine Entlehnung des englischen "landscape archaeology" zu sein. "Settlement Archaeology" wird ebenfalls seit den 1970er Jahren verwendet, mit etwas Verzögerung gegenüber dem Aufschwung der deutschen "Siedlungsarchäologie" - und wohl in Abhängigkeit davon.

Differenzierter wird das Bild, wenn man zwischen British English und American English differenziert.
Begriffe-BritEnglish

Begriffe-AmericanEnglish

Environmental archaeology tritt im American English schon in der Nachkriegszeit auf, gewinnt aber im British English später an Bedeutung. Von Environmental archaeology ist offensichtlich schon im Kontext der Processual Archaeology der 1960er zunehmend die Rede, während Landsape archaeology erst seit den 1980er Jahren verstärkt auftritt - und heute bedeutender ist als die environmental archaeology. Heute scheinen jedoch viele Ansätze, die man inhaltlich eher der "environmental archaeology" zurechnen würde (ausgehend von einer Definition der Begriffe anhand der verschiedenen Vorstellungen von Mensch und Umwelt) zur "landscape archaeology" oder in Deutschland auch zur Landschaftsarchäologie gezählt zu werden. Ich würde die Forchungsrichtungen folgendermaßen strukturieren und definieren:
Methoden-und-Konzepte-archaeologischer-Umweltforschung

Donnerstag, 20. Januar 2011

Forschungsgeschichte in Google Statistik

Google NGram Viewer zeigt die Häufigkeit von Begriffen in den bei GoogleBooks vertretenen Publikationen.

Hier spiegeln sich auch Aspekte archäologischer Forschungsgeschichte: der langfristige Trend für "Archäologie" ist gut erkennbar und interpretierbar - trotz einiger komischer peaks - erste Häufung im Vormärz, dann wieder nach der Reichsgründung 1871 und in den 1940ern (Institutsgründungen der NSZeit), seitdem zunehmend.
Statistik-Archaeologie

Die Gegenkontrolle durch den Begriff "Vorzeit":
Vorzeit
Am häufigsten ist "Vorzeit" im frühen 19. Jahrhundert, seitdem rückläufig, wobei der Trend in den 1930er und 40er Jahren kurzfristig gebrochen wird. Umgekehrt zeigt "Vorgeschichte" seit der Mitte des 19. Jh. eine kontinuierlich steigenden Gebrauch. Ob der Einbruch in jüngster Zeit dem Bologna-Prozess und dem zunehmend gebräuchlichen Begriff "prähistorische Archäologie" geschuldet ist - oder ob sich darin widerspiegelt, dass neuere Publikationen nur eingeschränkt in Google Books vertreten sind, wage ich augenblicklich nicht zu entscheiden.
Vorgeschichte

Der Begriff "Germanen" zeigt nach 1945 einen deutlichen Einbruch:
Germanen

Im Augenblick ist das allerdings nur eine Spielerei, denn in manchem scheint das sehr unzuverlässig: seltsam ist etwa die Kurve für "Atombombe", die zeigt, dass schon um 1845 jemand darüber publiziert hat...
Atombombe

Leider scheinen auch manche archäologisch relevante Begriffe zu selten, als dass Google, eine Statistik auswerfen würde. Eine "Umweltarchäologie" sucht man vergebens.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Forschungsgeschichte von unten

Ein Beitrag zur archäologischen Forschungsgeschichte in Südwestdeutschland aus der Perspektive eines Laien-Archäologen:
Rainer Schreg: Albert Kley – der Archäologe. In: Viele Wege und ein Ziel. Albert Kley zum 100. Geburtstag (Geislingen 2007) 84-124
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-53799

Albert Kley, Schuldirektor in Geislingen verstarb im in April 2000 im Alter von 93 Jahren. Kleys Interesse galt vor allem der Jungsteinzeit auf der Schwäbischen Alb sowie der Siedlungsgeschichte des frühen Mittelalters im Raum Geislingen. Da seine archäologische Biographie fast 80 Jahre archäologischer Forschungsgeschichte in Südwestdeutschland spiegelt, bietet seine Biographie eine Forschungsgeschichtliche Studie "von unten" dar. Sie spiegelt die Auswirkungen der politischen und institutionellen Rahmenbedingungen für die praktische archäologische Arbeit vor Ort von den 1920er Jahren, über die NS-Zeit bis zur Einführung des Denkmalschutzgesetzes in den 1970er Jahren.

Allgemeine Info

Archaeologica ist ein privater Blog, der ausgewählte Notizen und Beobachtungen aus den Feldern Archäologie und Denkmalpflege bringt, die mir aus den verschiedensten Gründen bemerkenswert erscheinen. - siehe auch Rainer Schreg auf academia.edu

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